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Impressionen

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Unser Rodgau im Jahr 2050 - Ein Alptraum Drucken
Alptraum

Düster sieht die Zukunft der Stadt Rodgau in diesem fiktiven Ausblick aus, der die Auswirkungen heutigen Handelns anschaulich darstellt. Doch im zweiten Gedankenspiel für das Jahr 2050 wird sichtbar, wohin verantwortungsvolles Handeln führen kann.

Von Klaus Möller

Mühsam rumpelt die S-Bahn von Frankfurt nach Rodgau. Aus den Erzählungen seines Vaters weiß Herbert noch davon, wie die alte Bahnverbindung vor der Einführung der S-Bahn ausgesehen hatte. Es hat sich alles verschlechtert. Die Schienen sind in einem denkbar schlechten Zustand, an Verbesserungen der Infrastruktur ist seit vielen Jahren nicht mehr zu denken.Keine Sozialleistungen mehrAngefangen hatte alles im Jahre 2010. Viele Gemeinden im Umland hatten ihr nicht vorhandenes Geld mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen und den Bürgern die Illusion vermittelt, alles würde besser werden. Herbert konnte ein Lied davon singen. Er arbeitete bei der Rodgauer Stadtverwaltung. Seit mehr als 30 Jahren geht in der Stadt nun nichts mehr. Die Gewerbesteuer ist dramatisch zurückgegangen, fast alle Unternehmen haben Rodgau verlassen oder sich in Nachbarkommunen angesiedelt. Die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger befindet sich schon seit Jahren auf dem Nullpunkt und schwankt zwischen offenem Widerstand und vollständiger Resignation. Schon lange hat die Stadt aus Geldnot die Zahlungen von Sozialleistungen eingestellt, obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet wäre. Blockierende ZinsenDie letzten 15 Jahre waren für ihn und seine Familie schwer gewesen. Jahr für Jahr sank der Lebensstandart für seine Familie, besonders die Preise für die Kinderbetreuung haben astronomische Höhen erreicht. In der Politik schleppte man sich von Legislaturperiode zu Legislaturperiode und lieferte einen negativen Haushalt nach dem anderen ab. Herbert dachte an die Banken als die Rumpel Bahn durch Jügesheim fuhr. Auch hier lag die halbe Stadt im Dunkeln. Einige Gangs trieben sich auf dem Bahnhofsvorplatz herum, Flaschen klirrten und Schreie waren zu hören. Was für ein Glück, dass er hier noch nicht aussteigen mußte. Er vermied eigentlich Fahrten mit der S-Bahn im Dunkeln – aber manchmal ging es halt nicht anders. Ein Auto zu finanzieren konnte er sich nicht mehr leisten, seit die Stadt Rodgau in jedem Jahr Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängeungen von ihren Arbeitnehmern einforderte. Obwohl er von seinem Vater wusste, dass es um das Jahr 2011 in Rodgau noch oppositionelle Kräfte gab, die den Schuldenhaushalt aufhalten wollten, wurden die Schulden der Stadt Rodgau jedes Jahr verdreifacht. Die als Allerheilmittel angepriesenen Kassen-kredite erwiesen sich als fataler Fehler.Nicht einmal mehr die Zinsen für das geliehene Geld konnten noch beglichen werden und dass diese Kredite nicht tilgbar waren, wurden den meisten Politikern erst im Nachhinein bewusst.Kommunale AufsichtSchon im Jahre 2016 wurde die Stadt unter kommunale Aufsicht gestellt und das Rodgauer Stadtparlament durfte keine finanzwirksamen Entscheidungen mehr fällen. So kam es, dass fast alle Unternehmen abwanderten, da keine Entscheidungen mehr getroffen wurden und die kommunale Politik gelähmt war. Die Bauwirtschaft kam zum erliegen, es gab ein großes Vereinssterben und die Grundsteuer wurde jedes Jahr um ein paar Prozentpunkte erhöht. Viele Eigenheimbesitzer mussten deshalb ihre Häuser und Grundstücke verkaufen, da sie nicht mehr in der Lage waren die horrenden Steuern und die Straßenbenutzungsgebühren zu zahlen. KultursterbenHerbert war in Nieder Roden angekommen und stieg aus. Natürlich im Dunkeln. Ein paar Betrunkene lungerten herum und das einzige Licht leuchtete aus der Suppenküche, in der noch einige wenige Aufrechte hungernde Bürger mit etwas Essen versorgten. Selten, dass sich einmal ein Künstler oder eine Musikgruppe nach Rodgau verirrt, fast alle Kulturinitiativen waren verschwunden. Herbert schleicht durch die dunklen Straßenschluchten und hofft unversehrt zu seiner Familie zu gelangen.